Patanjali beschreibt in seine Sutren 8 Stufen. Nach Yama, ist Niyama die zweite Stufe und handelt darüber, wie wir mit uns selbst umgehen, wie wir unser Privatleben gestalten. Die fünf Niyamas bestehen aus:
- Innere und äußerer Reinheit (Saucha)
- Zufriedenheit (Santosha)
- Askese (Tapas)
- Studium religiöser Schriften (Svadhyaya)
- Hingabe an Gott (Shvarapranidhana)
Bei Niyama geht es um uns selbst. Das heißt wenn wir Niyama praktizieren, praktizieren wir ohne andere Menschen, ohne, dass andere davon wissen.
Im folgenden Teil soll jeder Bestandteil näher beleuchtet werden:
Innere und äußere Reinheit (Saucha)
Aus Reinigung entsteht Abscheu gegenüber dem eigenen Körper und ein Widerwillen dagegen, mit anderen in körperlichen Kontakt zu kommen.
Patanjali´s Yoga Sutra 2.40
Aus Reinigung entsteht auch Klarheit des Geistes, Gelassenheit, Einpünktigkeit, Sinneskontrolle und die Vorraussetzung zur Selbstverwirklichung.
Patanjali´s Yoga Sutra 2.40
Anhand der Sutren erkennen wir, dass es zwei Dimensionen gibt. Die innere und äußere Reinheit. Bei näherer Betrachtungsweise ist der Körper alles andere als “rein”. Kohlendioxid wird bei Atmen ausgestoßen, Schweiß von der Haut ausgesondert, aber auch alle Sekrete, die aus den Körperöffnungen austreten, sind schmutzig. Handelt es sich dabei auch noch um den Körper eines anderen Menschen, will man nicht damit in Berührung kommen.
Wenn wir also die körperliche Dimension betrachten meint Saucha, dass wir uns rein halten, dass wir sauber sind, gepflegt und uns regelmäßig waschen. Hier miteingeschlossen sind aber auch saubere Kleidung, bzw. eine saubere Atmosphäre. Es heißt aber auch, dass wir “reine” Sachen zu uns nehmen, also auf Fleisch, Alkohol und Milchprodukte verzichten.
Es gibt allerdings auch die innere Dimension von Saucha. So ist es vorteilhaft die Reinheit in Wort und Gedanken zu praktizieren. Dies ist dem inneren Frieden als auch der Zusammenleben in der Gemeinschaft sehr zuträglich.
Durch die Praxis von Saucha entstehen geistige Klarheit, ein helles Gemüt, bessere Konzentrationsfähigkeit, die Kontrolle der Sinne und Eignung für die Verwirklichung des Selbst.
Zufriedenheit (Santosha)
Mit Santosha ist die Zufriedenheit mit uns Selbst, mit unserer Umwelt, mit unseren Mitmenschen und gegenüber allem was und passiert gemeint. Es ist die Kunst, mit dem was jetzt gerade ist, zufrieden zu sein.
Wir im Westen sind ja oft bestrebt, immer mehr haben zu wollen, immer nach neuem zu streben. Das verwehrt uns oft den Blick auf das was gerade ist und daher auch den Zugang zur Zufriedenheit. Es ist die innere Einstellung auch mit dem “Bissen Brot”, den ich gerade verschlucke, zufrieden zu sein und diese Einstellung in jedem Moment meines Alltags zu kultivieren. Es ist der Blick auf die Dinge, das Schöne in allem und auch vorallem im vermeintlich Unschönen zu finden.
Es bedeutet Ereignisse, wie sie auch kommen mögen, anzunehmen, in dem Wissen, dass es so wie es kommt, schon irgendwie richtig für uns ist, auch wenn sich der Sinn für uns noch nicht erschließen mag.
Askese (Tapas)
Tapas kommt aus dem Sanskrit und kann wortwörtlich als “Hitze, Wärme, Glut, Askese” übersetze werden. So entsteht durch starke spirituelle Praxis Hitze, mit deren Hilfe wir Unreinheiten und Verhaftungen verbrennen können.
Daher ist Tapas kein passives Verhalten, kein hilflos ausgeliefert sein, sondern aktives Tun. Ich bin bereit auch etwas Unangenehmes zu machen. Ich bin bereit intensiv zu praktizieren, dh ich mache auch manchmal bewusst Dinge, die mir keine Freude bereiten. Dadurch stärkt man die Willenskraft. Und so gelangt man zur übertragenen Bedeutung von Tapas, nämlich die intensive spirituelle Praxis.
Studium religiöser Schriften (Svadhyaya)
Das Wort Svadhyaya kommt aus dem Sanskrit und besteht aus Sva (selbst, mir zugehörig) und Adhyaya (Untersuchung, Erforschung).
Daher gibt es zwei Bedeutungen:
Bei der ersten geht es um Selbsterforschung. Es geht darum, die “wichtigen” Fragen zu stellen. Wer bin ich? Was ist meine Aufgabe und Berufung in dieser Welt? Was macht mich glücklich? Was will ich? Was sind meine Stärken und was meine Schwächen? Welche Programme laufen in mir ab, wenn es gewisse Reize im Außen gibt?
Bei der zweiten Bedeutung geht es um das Studium heiliger Schriften, weil man sich dadurch auch selbst besser versteht.
Hingabe an Gott (Shvarapranidhana)
Die Hingabe an Gott kann bedeuten, dass wir unsere eigenen Grenzen anerkennen und akzeptieren. Hilfreich kann es sein, Vertrauen in Gott zu haben und so eine gewisse Stabilität zu erlangen, da Gott immer das Beste für uns will, auch wenn es für uns derzeit nicht ersichtlich ist. So kann man die Herausforderungen im Leben, mit denen man selbst nicht klar kommt, an das Universum übergeben und das Thema loslassen.