Kriya ist ein Wort aus dem Sanskrit und bedeutet so viel wie Tat oder Handlung. In den verschiedenen Yoga-Richtungen wird unter Kriya das verstanden, was man tun kann, auch wenn man noch nicht fortgeschritten ist. Kriya kann in verschiedenen Kontexten, Unterschiedliches heißen.
- Im Bhakti Yoga: tägliche Rituale, wie Homa, Japa oder Kirtan
- Im Raja Yoga: Tapas (Askese) oder Swadhyaya (Selbststudium)
- Im Kundalini Yoga: ein Set an Energietechniken
- Im Hatha Yoga: Reinigungstechnik
Hier wollen wir uns ausschließlich den Reinigungstechniken im Hatha Yoga widmen.
Kriya – den physischen Körper reinigen
Der menschliche Körper ist ein selbstreinigendes System. Allerdings kann es sein, dass durch unseren Lebensstil – vor allem in der westlichen Welt – der Körper nicht alle Stoffwechselprodukte, Fremdkörper oder Schlacken ausscheiden kann. Bei Stress, falscher Ernährung oder Überbelastung an Schadstoffen sind Kriyas von Vorteil, insbesondere auch bei:
- Ernährungsumstellung
- Beginn intensiver Yoga Praxis
- Krankheiten
- geistiger Trägheit, Faulheit, Antriebslosigkeit, Depression oder Müdigkeit
Shatkriyas
Im Hatha Yoga gibt es sechs («Shat») wichtige Kriyas, die wir beleuchten wollen.
Tratak
Du stellst dir eine Kerze in einer Entfernung von 1-5 Metern und schaust und konzentrierst dich auf die Flamme. Danach schließt du die Augen und beobachtest das Nachbild. Das kannst du 1-5 Mal wiederholen. Die ganze Übung sollte 1-30 Minuten dauern.
Diese Übung reinigt die Augen und stärkt die Sehkraft, sie öffnet das 3. Auge (Ajna Chakra), fördert die Konzentration und beseitigt Müdigkeit. Du kannst Tratak täglich praktizieren.
Neti – Nasenreinigung
Dazu benötigst du ein Nasenkännchen. Dieses füllst du mit lauwarmen Wasser und fügst Salz hinzu (1/2 halber Teelöffel auf 0,2 Liter). Das Kännchen mit der Salzlösung setzt du an ein Nasenloch an, atmest durch den Mund und lässt die Flüssigkeit durch die Nase rinnen, sodass es beim anderen Nasenloch herauskommt. Danach wechselst du die Seite. Die Nasenreinigung kann man täglich ausführen.
Eine Variation dazu ist Sutra Neti. Du schiebst einen in Wachs getränkten Baumwollfaden durch die Nase und ziehst ihn aus der Kehle heraus.
Kapalabhati
Du atmest 20-200 Mal schnell durch die Nase ein und aus. Die Ausatmung entsteht, indem du den Bachnabel stoßartig zur Wirbelsäule bringst und deine Bauchmuskulatur anspannst. Diese Übung reinigt die Lungen und erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut. Es regeneriert und verschafft dir einen klaren Kopf.
Es werden 3-5 Runden täglich empfohlen.
Dhauti – Magenreinigung
Mit dieser Tuchreinigung reinigst du deine Speiseröhre, beugst Husten und Erkältung vor und reinigst deinen Magen. Dazu benötigst du eine 4-5cm breite Mullbinde, die du bis zu 5m schluckst und dann langsam wieder heraus ziehst. Dies braucht einige Übung, um beherrscht zu werden. Einmal pro Woche ist ausreichend ;-).
Nauli – Darmreinigung
Als Vorübung praktizierst du entweder Uddiyana Bandha oder Agni Sara, die Feuerreinigung, das wie Uddiyana Bandha funktioniert, allerdings mit folgendem Unterschied: Anstatt den Bauch eingezogen zu lassen, ziehe den Bauch abwechselnd ein und schiebe in wieder nach vorne.
Bei Nauli fängst du auch wie bei Uddiyana Bandha an, dann drückst du die geraden Bauchmuskeln als zentrale Bauchmuskelwulst nach vorne. Daraufhin abwechselnd von rechts nach links und wieder zurück schieben.
Basti
Du steckst ein dünnes, eingefettetes Darmrohr in den Anus, danach gehst du in hüfthohes Wasser. Mit Uddayana Bandha und Nauli ziehst du das Wasser in den Enddarm, mit Agni Sara verteilst du es im Dickdarm. Mit vollen Lungen kannst du das Wasser mit Uddiyana Bandha wieder herauspressen.
Basti ist gut geeignet für die Reinigung des Enddarms und hilft gegen Verstopfung.
Nebenkriyas
Natürlich gibt es zu den sechst Hauptkriyas noch unzählige Nebenkriyas, wie zum Beispiel:
- die Zunge mit einem Zungenschaber schaben
- mit Salzwasser gurgeln
- Bhramari (Biene), ist zwar ein Pranayama, hilft allerdings auch Kehle & Luftröhre zu reinigen.